Die Mondhäuser
Eine Wiederentdeckung des westlichen Mondtierkreises – https://astronova.de/die-mondhaeuser.html

Ursprung und babylonische Wurzeln
Das System der Mondhäuser gehört zu den ältesten Strukturierungen des Himmels in der Menschheitsgeschichte. In Babylonien wurde die Bahn des Mondes entlang der Ekliptik in feste Sternpositionen unterteilt, die man als „Stationen“ oder „Wohnungen“ verstand, durch die der Mond jede Nacht zog. Diese frühen Lunarstationen sind bereits in Keilschrifttexten aus der Zeit der Kassiten (ca. 16.–12. Jh. v. Chr.) und später in den MUL.APIN-Tafeln (ca. 7. Jh. v. Chr.) dokumentiert. Die MUL.APIN, eine der ältesten bekannten astronomischen Kompendien, listet 18 „Wege“ des Mondes auf, die später zu 28 erweitert wurden, um den sideralen Monatszyklus von etwa 27,3 Tagen präzise abzubilden. Das babylonische System basierte nicht nur auf der visuellen Position des Mondes, sondern auf dessen ritueller und omenastrologischer Bedeutung. Für jeden Abschnitt sind dort bestimmte Wetter-, Königs- oder Kriegsomen überliefert, die den Mond als Vermittler göttlicher Botschaften darstellten. Die Babylonier verbanden die Stationen mit dem Gott Sin (Mondgott), dessen Bewegungen als Vorhersageinstrument für Ernten, Kriege und Königsopfer dienten.
Von Mesopotamien aus verbreitete sich die Idee über die chaldäischen Astronomen nach Ägypten und Persien. In Ägypten verknüpfte man die lunaren Dekansterne (36 Dekane, die den Tag in Stunden unterteilten) mit religiösen und kalendarischen Berechnungen, wobei der Mondzyklus den Nilhochwasser und Osiris-Kulte beeinflusste. Die Perser kombinierten die Mondstationen mit zoroastrischer Symbolik – jedes Haus war einem Schutzgeist (Yazata) oder einer planetarischen Kraft zugeordnet, was in den Avesta-Texten Spuren hinterließ und den Dualismus von Gut und Böse in die Omen einfließen ließ.
Arabische und indische Weiterentwicklung
In Indien transformierte sich das Konzept in das bis heute gültige System der Nakshatras, einer Einteilung in 27 bzw. 28 Mondhäuser, die auf vedischen Hymnen (Rigveda, ca. 1500 v. Chr.) zurückgehen und möglicherweise babylonische Einflüsse über persische Händler aufnahmen. Jede Nakshatra hat eine Länge von etwa 13°20′ und ist einem Fixstern (z. B. Aldebaran – Rohini, Regulus – Magha, Spica – Chitra) sowie einer Planetengottheit zugeordnet. Diese Häuser fungierten als Grundlage der vedischen Geburtsastrologie (Janma Nakshatra) und bestimmten günstig-ungünstige Zeitabschnitte für Rituale, Eheschließungen und Opferhandlungen. Die Nakshatras beeinflussten auch die Jyotisha-Shastra, die vedische Astrologie, und wurden mit den 27 yogischen Gottheiten verknüpft, die den Mond als Träger von Karma symbolisieren.
In der arabischen Tradition wurden diese Abschnitte als Manāzil al-Qamar („Wohnungen des Mondes“) bezeichnet. Arabische Astronomen und Astrologen wie Al-Farghani (9. Jh.), Al-Sufi (10. Jh.), Albumasar (Abu Ma’shar, 787–886) und Al-Biruni (973–1048) systematisierten sie neu, integrierten Fixsternkataloge aus dem „Buch der Fixsterne“ von Al-Sufi und gaben den Häusern praktische Funktionen für Wahrsagekunst, Medizin und Kalenderwesen. Al-Biruni beschreibt die Mondhäuser in seinem „Kitab al-Tafhim“ als Schlüssel zur Berechnung der lunaren Tage und der Wetterprognose, wobei er sie mit meteorologischen Omen und medizinischen Stunden verband. Die Araber erweiterten das System auf 28 Häuser, um den lunaren Monat exakt abzudecken, und integrierten es in die hellenistische Astrologie via Übersetzungen aus dem Griechischen und Persischen.
Überlieferung nach Europa und lateinische Rezeption
Durch Übersetzungen arabischer Texte in den Zentren von Toledo (nach der Reconquista, 1085), Palermo (normannische Hofkultur) und Salerno (medizinische Schule) gelangten die Manāzil al-Qamar im 11.–12. Jahrhundert nach Lateineuropa. Übersetzer wie Gerhard von Cremona (gest. 1187), der Abu Ma’shars Werke übertrug, und Johannes Hispalensis (John of Seville) machten Texte wie das „Kitab al-Mudkhal al-Kabir“ (Einführung in die Astrologie) zugänglich.
In mittelalterlichen Kompendien – etwa im Picatrix (dem lateinischen „Ghāyat al-Hakīm“ aus dem 11. Jh., übersetzt um 1256) oder Agrippa von Nettesheims De Occulta Philosophia (1533) – erscheinen die Mondhäuser vollständig integriert in die magisch-astrologische Praxis. Jedem Haus wurde eine spezifische Energie zugewiesen, die man durch Rituale, Kräuter oder Talismanbilder aktivieren konnte. Dabei verbinden sich Mondhäuser, Planeteneinflüsse und Fixsternmagie zu einer hermetischen Lehre der lunaren Kräfte, die auf dem Prinzip der „Sternenintelligenzen“ basiert.
Beispielhafte Anwendungen:
- Wahl des richtigen Mondhauses für Talismanherstellung (z. B. „Al Zubrah“ für Reichtum oder „Sa’d al Su’ud“ für Glück).
- Festlegung günstiger Reisetermine abhängig vom jeweiligen „lunar mansion“.
- Medizinische Eingriffe wurden in bestimmten Häusern vermieden (etwa bei „Al Shaulah“ – Transformation und Tod).
Renaissance und frühneuzeitliche Rezeption
Im 15. und 16. Jahrhundert lebte das Wissen um die Mansiones Lunae in esoterischen, kabbalistischen und astrologischen Kreisen erneut auf. Autoren wie Cornelius Agrippa (1486–1535), der in seiner „De Occulta Philosophia“ die Häuser mit kabbalistischen Sephiroth verknüpfte, Marsilio Ficino (1433–1499), der sie in „De Vita Coelitus Comparanda“ als lunare Einflüsse auf die Imagination sah, Heinrich Cornelius von Nettesheim (derselbe wie Agrippa) und der Humanist Pico della Mirandola (1463–1494) betrachteten den Mond als vermittelnde Kraft zwischen Geist und Materie, deren periodische Stationen kosmische Rhythmen spiegeln. Ficino empfahl Mondhäuser für die Herstellung von Talismanen, um melancholische Humore auszugleichen.
In astrologischen Handbüchern der Renaissance wurden die Mondhäuser mit den Einflüssen bestimmter Engel, Planeten und Metalle verbunden. Der Mond galt als Spiegel der sublunaren Welt; seine Stationen entsprachen Entwicklungsphasen des Lebens, des Körpers und der Seele. Bildhafte „Planetary Images“ (nach dem Picatrix) inspirierten dabei sowohl Alchemiker wie Paracelsus, der sie mit Spagyrie verband, als auch frühe Naturphilosophen wie Giordano Bruno.
Moderne astrologische Bedeutung
In der neuzeitlichen europäischen Astrologie gerieten die Mondhäuser weitgehend in Vergessenheit, da sich die Astrologie zunehmend auf das tropische Tierkreissystem und planetarische Aspekte konzentrierte – ein Trend, der mit der Aufklärung und der Säkularisierung einherging. Nur in der Wahlastrologie (Elektive Astrologie) und der magischen Tradition nach Agrippa blieben sie teilweise erhalten, etwa in den Werken von William Lilly (17. Jh.).
Seit dem 20. Jahrhundert erleben sie durch den Einfluss der modernen Esoterik, der Rückbesinnung auf arabisch-hellenistische Quellen und die Wiederbelebung traditioneller Astrologie eine gewisse Wiederentdeckung. Autoren wie Christopher Warnock oder Stephen Skinner reinterpretierten die Mansiones Lunae im Rahmen der astromagischen Praxis. Warnock, ein US-amerikanischer Astrologe und Magier, veröffentlichte 2019 „Mansions of the Moon: A Lunar Zodiac for Astrology and Magic“, ein Standardwerk mit Ephemeriden bis 2033 und Übersetzungen aus dem Picatrix. Er betont die praktische Anwendung für Talismane und Rituale in der Renaissance-Tradition, die er mit moderner Software kombiniert, um siderale Positionen zu berechnen. Sein Kontext ist die „Renaissance Astrology“-Bewegung, die traditionelle Quellen wie Agrippa und Ficino zugänglich macht und Astromagie als Brücke zwischen Antike und Gegenwart sieht – oft in Online-Kursen und Workshops.
Stephen Skinner, ein australisch-britischer Esoteriker, kooperierte mit Greer an der Übersetzung des Picatrix (2010) und integrierte die Mondhäuser in Werke wie „The Magical Treatise of Solomon“ (2011). Sein Fokus liegt auf der historischen Authentizität und der magischen Anwendung, beeinflusst von seiner Arbeit zu Grimoires und Geomantie. Skinner sieht die Häuser als Werkzeug für „operative Magie“, das in spirituellen Praktiken wie der Golden Dawn-Tradition weiterlebt.
Weitere zeitgenössische Astrologen:
- Benjamin Dykes, Übersetzer mittelalterlicher Texte (z. B. „Persian Nativities“), der die Mondhäuser in seine Lehren zur traditionellen Astrologie einbaut und sie mit horarer Astrologie verknüpft. Sein Kontext: Akademische Wiederbelebung der hellenistischen und arabischen Traditionen in den USA und Europa.
- Demetra George, Autorin von „Ancient Astrology“ (2019), integriert Nakshatras und Mansiones in die psychologische Astrologie, mit Fokus auf weibliche Zyklen und Heilung. Sie lehrt in Workshops und verbindet sie mit moderner Therapie.
- John Michael Greer, Okkultist und Druide, der in „The New Encyclopedia of the Occult“ (2003) die Häuser beschreibt und sie in ökologischer Magie nutzt, um lunare Rhythmen mit Naturzyklen zu synchronisieren.
- Sue Ward (Schülerin von John Frawley), die in der UK-basierten traditionellen Astrologie die Häuser für Wahlen einsetzt, im Kontext der „Project Hindsight“-Bewegung zur Erhaltung antiker Texte.
Diese Praktiker operieren oft in Nischen der Esoterik, beeinflusst von der New-Age-Bewegung der 1970er (z. B. via Alice Bailey) und der Internet-Ära, die Quellen digitalisiert. Sie dienen zur Feineinstellung von Mondritualen, Neumondarbeiten oder Talismankonstruktionen und gewinnen an Relevanz durch Apps wie TimePassages oder Solar Fire, die siderale Berechnungen ermöglichen.
Einige zeitgenössische Astrologen verbinden die Mondhäuser auch mit psychologischen Themen:
- Der Mond im jeweiligen Haus zeigt emotionale Grundmuster.
- In spirituellen Schulen wird jedes Haus als Entwicklungsstufe des Unterbewusstseins gedeutet.
- In der karmischen Astrologie finden sich Parallelen zu den Nakshatras, etwa in der Deutung der Lebensaufgabe, karmischer Bindungen und regenerativer Zyklen.
Vergleichende Betrachtung und kulturelle Bedeutung
| Tradition | Anzahl | Name(n) | Bezugspunkt | Hauptanwendung |
|---|---|---|---|---|
| Babylonisch | 28 | Lunarstationen | Fixsterne | Omen-, Kalender- und Kultpraxis |
| Indisch | 27/28 | Nakshatras | Sternbilder | Geburtsastrologie, Rituale |
| Arabisch | 28 | Manāzil al-Qamar | Fixsterne | Wahrsagung, Astromagie |
| Westlich (mittelalterlich) | 28 | Mansiones Lunae | Tropischer Tierkreis | Elektionen, Talismanmagie |
| Modern-esoterisch | 28 | Lunar Mansions | Variable Grundlage | Rituale, psychologische und spirituelle Deutung |
Detaillierte Beschreibungen der 28 Mansiones Lunae
Basierend auf der arabischen Tradition (Picatrix und Al-Biruni), hier eine erweiterte Übersicht zu jeder Mansio. Jede umfasst den tropischen Bezug (ca. 12°51′ pro Haus), den leitenden Fixstern, die planetarische Zuordnung (Ruler), astrologische Bedeutung (Elektionen und Talismane) sowie eine kurze historische/magische Notiz. Die Beschreibungen stammen aus traditionellen Quellen und modernen Rekonstruktionen.
| Nr. | Name (Arabisch/Latein) | Tropischer Bezug | Fixsternbezug | Planetar. Zuord. | Astrologische Bedeutung |
|---|---|---|---|---|---|
| 1 | Al-Nath / Cornua Arietis (Hörner des Widder) | 0°–12°51′ Widder | Beta Arietis (Sheratan) | Saturn | Zerstörung und Neuanfang; gut für Kriegs- und Abrissarbeiten, Talisman: Krieger mit Speer. Historisch: Babylonische Omen für Invasionen. |
| 2 | Al-Butayn / Caput Vulturis (Kopf des Adlers) | 12°51’–25°42′ Widder | 41 Arietis | Jupiter | Versöhnung und Frieden; für Ehen, Reisen, Talisman: Gekrönter König. Notiz: Vermittelt Zwist zwischen Paaren (malefisch). |
| 3 | Al-Thurayya / Pleiades | 25°42′ Widder–8°34′ Stier | Plejaden (Alcyone) | Mars | Gutes für alles; Freundschaften, Regen, Talisman: Sitzende Frau mit erhobener Hand. Historisch: Indische Rohini-Äquivalent für Fruchtbarkeit. |
| 4 | Al-Dabaran / Oculus Tauri (Auge des Stiers) | 8°34’–21°25′ Stier | Alpha Tauri (Aldebaran) | Venus | Ehre und Reichtum; für Regierungen, Talisman: Roter Mann mit Bogen. Notiz: Starke Mars-Energie, gut für Siege. |
| 5 | Al-Haqa / Verber | 21°25′ Stier–4°17′ Zwillinge | Hyaden (Ain) | Merkur | Liebe und Reisen; günstig für Schiffe, Talisman: Löwe mit Pfeil. Historisch: Ägyptische Nil-Prophezeiungen. |
| 6 | Al-Hana / Cingulum Leonis (Gürtel des Löwen) | 4°17’–17°08′ Zwillinge | Lambda Orionis | Venus | Sklaven und Diener; für Haustiere, Talisman: Zwei nackte Figuren. Notiz: Hindert Landreisen. |
| 7 | Al-Dhira / Ala Leonis (Schulter des Löwen) | 17°08′ Zwillinge–0° Fische | Beta Orionis (Rigel) | Saturn | Freundschaften und Gesellschaften; Talisman: Kamelkäufer. Historisch: Persische Yazata-Zuordnung für Schutz. |
| 8 | Al-Nathrah / Frons Leonis (Stirn des Löwen) | 0°–12°51′ Krebs | Alpha Leonis (Regulus) | Jupiter | Weiße Tiere und Vögel; für Krankheiten, Talisman: Affe mit Ast. Notiz: Königlicher Stern, gut für Macht. |
| 9 | Al-Tarf / Oculus Leonis (Auge des Löwen) | 12°51’–25°42′ Krebs | Lambda Leonis | Mars | Zerstörung von Feinden; Talisman: Drache. Historisch: Arabische Omen für Kriege. |
| 10 | Al-Jabhrah / Fronte Leonis (Stirnlappen des Löwen) | 25°42′ Krebs–8°34′ Löwe | Epsilon Leonis | Saturn | Heimkehr und Reisen; Talisman: Sitzender Hund. Notiz: Hindert Seereisen. |
| 11 | Al-Zubrah / Collum Leonis (Mähne des Löwen) | 8°34’–21°25′ Löwe | Delta Leonis | Jupiter | Liebe und Trennung; für Mädchen, Talisman: Taube. Historisch: Renaissance-Talismane für Reichtum. |
| 12 | Al-Sarfah / Cauda Leonis (Schwanz des Löwen) | 21°25′ Löwe–4°17′ Jungfrau | Beta Leonis (Denebola) | Mars | Diener und Gefangene; Talisman: Löwe mit Pfeil. Notiz: Gut für Viehhandel. |
| 13 | Al-Awwa / Ventrem Virginis (Bauch der Jungfrau) | 4°17’–17°08′ Jungfrau | Beta Virginis | Venus | Botschafter und Briefe; Talisman: Armer mit Beutel. Historisch: Vedische Hasta für Handwerk. |
| 14 | Al-Simak / Spica | 17°08′ Jungfrau–0° Waage | Alpha Virginis (Spica) | Merkur | Reichtum und Wein; Talisman: Jungfrau mit Ähren. Notiz: Glücksstern, hindert Landreisen. |
| 15 | Al-Gafrah / Pate Scorpionis (Pfote des Skorpions) | 0°–12°51′ Waage | Iota Librae | Saturn | Zerstörung von Häusern; Talisman: Soldat mit Speer. Historisch: Omen für Katastrophen. |
| 16 | Al-Zubana / Chelae Scorpionis (Schere des Skorpions) | 12°51’–25°42′ Waage | Beta Librae | Jupiter | Ehen und Vereine; Talisman: Zwei Schalen. Notiz: Hindert Reisen. |
| 17 | Al-Iklil / Corona Borealis | 25°42′ Waage–8°34′ Skorpion | Eta Coronae Borealis | Mars | Diebe und Flucht; Talisman: Hahn mit Ast. Historisch: Arabische Krone-Symbolik. |
| 18 | Al-Qalb / Cor Scorpionis (Herz des Skorpions) | 8°34’–21°25′ Skorpion | Alpha Scorpii (Antares) | Venus | Vergiftung und Streit; Talisman: Skorpion. Notiz: Malefisch, für Rache. |
| 19 | Al-Shaulah / Cauda Scorpionis (Schwanz des Skorpions) | 21°25′ Skorpion–4°17′ Schütze | Lambda Scorpii | Merkur | Gutes für Böses; Talisman: Pfeil und Bogen. Historisch: Vermieden in Medizin. |
| 20 | Al-Na’am / Ala Sagittarii (Schulter des Bogenschützen) | 4°17’–17°08′ Schütze | Nu Sagittarii | Saturn | Sklaven und Haustiere; Talisman: Ziege. Notiz: Gut für Vieh. |
| 21 | Al-Baldah / Pleure Sagittarii (Schulter des Bogenschützen) | 17°08′ Schütze–0° Steinbock | Mu Sagittarii | Jupiter | Für Mächtige; Talisman: Kleiner Mann. Historisch: Persische Schutzgeister. |
| 22 | Sa’d al-Dhabih / Fortuna Hircorum (Glück der Ziegen) | 0°–12°51′ Steinbock | Delta Capricorni | Mars | Zerstörung; Talisman: Esel. Notiz: Malefisch für Städte. |
| 23 | Sa’d Bula / Fortuna Sublimium (Glück der Erhabenen) | 12°51’–25°42′ Steinbock | Theta Capricorni | Sonne | Königinnen und Töchter; Talisman: Vogel mit Schwanz. Historisch: Frauen-Omen. |
| 24 | Sa’d al-Su’ud / Fortuna Fortunarum (Glück der Glück) | 25°42′ Steinbock–8°34′ Wassermann | Sadalsuud (Beta Aquarii) | Venus | Große Reisen; Talisman: Großer Mann. Notiz: Sehr benefic für Erfolg. |
| 25 | Sa’d al-Akhbiyah / Fortuna Tabernaculorum (Glück der Zelte) | 8°34’–21°25′ Wassermann | Sadachbia (Gamma Aquarii) | Merkur | Zerstörung von Städten; Talisman: Mädchen mit Apfel. Historisch: Nomaden-Reisen. |
| 26 | Al-Fargh al-Muqaddam / Prima Cauda Ceti (Erster Sprung des Wals) | 21°25′ Wassermann–4°17′ Fische | Mu Piscium | Mond | Liebe und Freundschaft; Talisman: Zwei Figuren umarmend. Notiz: Stark für Romantik. |
| 27 | Al-Fargh al-Thani / Secunda Cauda Ceti (Zweiter Sprung des Wals) | 4°17’–17°08′ Fische | Beta Piscium (Fum al Samakah) | Saturn | Wasser und Regen; Talisman: Reitender Mann. Historisch: Fisch-Symbolik für Fruchtbarkeit. |
| 28 | Batn al-Hut / Ventrem Piscis (Bauch des Fisches) | 17°08′ Fische–0° Widder | Revati (Zeta Piscium) | Jupiter | Marktfleisch und Gewürze; Talisman: Lamm. Notiz: Abschlusszyklus, gut für Neuanfänge. |
Rezeption in Philosophie und Kunst
In der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Symbolik erscheinen die 28 Mondhäuser auch in Allegorien über die Weiblichkeit, Wandelbarkeit und Fruchtbarkeit des Mondes. Sie wurden mit 28 Tagen des weiblichen Zyklus, mit 28 Knochen der menschlichen Hand und mit den 28 Stufen der himmlischen Leiter des Mystikers Johannes Klimakos (6. Jh.) assoziiert, was in illuminierten Manuskripten wie dem „Très Riches Heures“ (1410er) sichtbar wird.
Alchemisten betrachteten sie als Ausdruck des inneren Wandlungsprozesses der Materie und des Bewusstseins – z. B. als „lunare Auflösung“ in der nigredo-Phase. In der Kunst finden sich ihre Anspielungen in astrologischen Miniaturen, in den Handschriften des Picatrix sowie in alchemistischen Emblembüchern des 16. Jahrhunderts (z. B. „Atalanta Fugiens“ von Maier), wo sie als Stationen des „lunaren Pilgers“ erscheinen. Moderne Künstler wie Austin Osman Spare integrierten sie in sigilbasierte Magie.
Fazit
Das System der Mondhäuser stellt eine kontinuierliche Traditionslinie zwischen den frühesten babylonischen Sternstationen und den heutigen esoterischen Deutungsformen dar. Von der prophetischen Himmelsbeobachtung über arabische Wissenschaft, magische Renaissancedisziplin bis zu moderner spiritueller Psychologie und astromagischer Praxis zeigt sich eine mehrschichtige Rezeption, in der sich Astronomie, Religion, Magie und Philosophie gegenseitig durchdringen. In einer Zeit globaler Vernetzung gewinnen die Mansiones durch digitale Tools und interkulturelle Austausch (z. B. Fusion mit Nakshatras) neue Vitalität, als Brücke zu nachhaltigen, zyklischen Lebensweisen
Oscar Hofman und die moderne Wiederentdeckung der westlichen Mondhäuser
Als zeitgenössischer Vertreter der traditionellen Astrologie hat Oscar Hofman (geb. in den Niederlanden) einen maßgeblichen Beitrag zur Revitalisierung der Mondhäuser geleistet. Hofman, der in Gorinchem lebt, ist ein international anerkannter Astrologe und Lehrer, der sich auf die klassischen Zweige der Astrologie spezialisiert hat: medizinische Astrologie, Natals, Elektionen, Horare und Mundane. Er absolvierte seine Ausbildung in London bei dem renommierten Astrologen John Frawley und erwarb den Master-Abschluss in klassischer Astrologie. Seit Jahren unterrichtet er Workshops und Seminare in Europa, mit einem Fokus auf die Brücke zwischen antiken Quellen und moderner Praxis. Seine Werke, darunter Classical Medical Astrology: Healing with the Elements (2010, eine Übersetzung seines niederländischen Originals) und Fixed Stars in the Chart: Constellations, Lunar Mansions and Mythology (2019), zeugen von seiner Expertise in Fixsternen und lunaren Systemen. Hofman verbindet astrologische Traditionen mit psychologischen und medizinischen Ansätzen, inspiriert von Figuren wie Paracelsus und Agrippa, und macht sie für ein breites Publikum zugänglich. Er betont die praktische Relevanz alter Techniken in einer rationalen Welt, etwa durch die Integration in Therapie und Entscheidungsfindung.
Sein zentrales Werk zu den Mondhäusern, Die Mondhäuser: Die Wiederentdeckung des westlichen Mondtierkreises (Original: The Lunar Mansions Guide: Rediscovering the Western Lunar Zodiac, 2022, Chiron Verlag / The Wessex Astrologer, 242 Seiten), stellt eine umfassende Renaissance dieses Systems dar. Hofman greift hier die vergessenen arabischen Manāzil al-Qamar (auch Manzils genannt) auf, die er aus mittelalterlichen Quellen wie dem Picatrix und den Werken von Abu Ma’shar rekonstruiert. Im Gegensatz zu den indischen Nakshatras (27/28 Abschnitte mit vedischer Mythologie) rekonstruiert Hofman die westliche Version der 28 Mondhäuser, die auf dem sideralen Tierkreis basiert und den Mondzyklus präzise abbildet (ca. 13°20′ pro Mansion). Das Buch dient als „verlorener Schlüssel“ zur Nutzung in der modernen westlichen Astrologie, wo tropische Systeme dominieren, und integriert sie in natale, elektionelle und horaire Analysen.
Struktur und Hauptinhalte des Buches
Das Werk ist praxisorientiert gegliedert:
- Einführung und Historische Grundlagen: Hofman skizziert die Ursprünge in der babylonischen Astronomie (MUL.APIN-Tafeln), die Verbreitung über Persien und Arabien (Al-Biruni, Al-Sufi) sowie die Rezeption in Europa (Toledanische Übersetzungen). Er kontrastiert den Mondtierkreis mit dem Sonnen-Tierkreis und erklärt, warum die Mansions für feinere lunare Einflüsse (Emotionen, Rhythmen, Omen) essenziell sind.
- Mythologie und Symbolik: Jede Mansion erhält eine mythologische Zuordnung, oft mit Bildern aus dem Picatrix (z. B. Talismanmotive wie „Löwe mit Pfeil“ für den 12. Mansion). Hofman verknüpft sie mit hermetischen Prinzipien und Engelshierarchien.
- Detaillierte Deutungen der 28 Mondhäuser: Der Kern des Buches ist eine tabellarische und narrative Beschreibung jeder Mansion, inklusive Rulerships (planetarische Herrscher), Natur (benefisch/malefisch), Bildern und Anwendungen. Hofman erweitert traditionelle Omen um psychologische und magische Interpretationen.
- Praktische Anwendungen: Anleitungen zur Berechnung (mit Ephemeriden und Software-Tipps), Integration in Horoskope (z. B. Mondposition bei Geburt für emotionale Muster) und Elektionen (z. B. günstige Mansions für Reisen oder Talismane). Es gibt Fallstudien, z. B. zur Wettervorhersage oder Beziehungsanalyse.
- Abschluss: Hofman diskutiert die Zukunft der Mansions in der Esoterik, mit Verweisen auf Warnock und Skinner, und appelliert an eine „zyklische Astrologie“ für nachhaltiges Leben.
Deutungen und Zuordnungen nach Hofman
Hofman orientiert sich an den arabisch-lateinischen Traditionen, passt sie aber an moderne Bedürfnisse an (z. B. psychologische Archetypen). Hier eine erweiterte Tabelle basierend auf seinem System (ergänzt um seine spezifischen Ergänzungen wie moderne Anwendungen; die Basis entspricht der arabischen Tradition, die er rekonstruiert):
| Nr. | Name (Arab./Latein) | Trop. Bezug | Fixstern | Planet. Ruler | Hofmans Deutung & Mythologie | Prakt. Anwendung (Hofman) |
|---|---|---|---|---|---|---|
| 1 | Al-Nath / Cornua Arietis | 0°–13°20′ Widder | β Ari (Sheratan) | Saturn | Zerstörung/Reinigung; Mythos: Widder als Opfer (babylonisch). Psych.: Loslassen alter Muster. | Elektionen für Abriss/Neuanfang; vermeiden für Stabilität. |
| 2 | Al-Butayn / Caput Vulturis | 13°20’–26°40′ Widder | 41 Ari | Jupiter | Versöhnung; Mythos: Adler als Bote (persisch). Psych.: Heilung von Konflikten. | Gut für Verträge, Ehen; Talisman: Friedenssymbol. |
| 3 | Al-Thurayya / Pleiades | 26°40′ Widder–9°60′ Stier | Plejaden | Mars | Fruchtbarkeit/Regen; Mythos: Sieben Schwestern (griech./arab.). Psych.: Kreative Impulse. | Rituale für Wachstum; moderne: Brainstorming-Sessions. |
| 4 | Al-Dabaran / Oculus Tauri | 9°60’–23°20′ Stier | α Tau (Aldebaran) | Venus | Ehre/Sieg; Mythos: Stierauge als Wächter (ägypt.). Psych.: Selbstwert-Boost. | Karriere-Elektionen; Talisman: Roter Stein für Erfolg. |
| 5 | Al-Haqa / Verber | 23°20′ Stier–6°40′ Zwillinge | Hyaden | Merkur | Liebe/Reisen; Mythos: Regensterne (mesopotam.). Psych.: Emotionale Mobilität. | Schiffsreisen; moderne: Urlaubsplanung. |
| 6 | Al-Hana / Cingulum Leonis | 6°40’–20° Zwillinge | λ Ori | Venus | Diener/Haustiere; Mythos: Gürtel des Löwen (babylon.). Psych.: Abhängigkeitsmuster. | Viehhandel; vermeiden für Unabhängigkeit. |
| 7 | Al-Dhira / Ala Leonis | 20° Zwillinge–3°20′ Krebs | β Ori (Rigel) | Saturn | Gesellschaften; Mythos: Löwenflanke als Schutz (persisch). Psych.: Netzwerkaufbau. | Partnerschaften; Talisman: Kamel für Ausdauer. |
| 8 | Al-Nathrah / Frons Leonis | 3°20’–16°40′ Krebs | α Leo (Regulus) | Jupiter | Tiere/Krankheiten; Mythos: Löwenstirn als König (arab.). Psych.: Machtdynamiken. | Heilerfindung; moderne: Tieradoption. |
| 9 | Al-Tarf / Oculus Leonis | 16°40’–30° Krebs | λ Leo | Mars | Feindbesiegung; Mythos: Löwenauge als Kriegerblick. Psych.: Aggressionskanalisierung. | Konfliktlösung; Talisman: Drache für Schutz. |
| 10 | Al-Jabhrah / Fronte Leonis | 0°–13°20′ Löwe | ε Leo | Saturn | Heimkehr; Mythos: Löwenstirn als Wächter. Psych.: Rückzugsphasen. | Reisen; vermeiden für Seefahrten. |
| 11 | Al-Zubrah / Collum Leonis | 13°20’–26°40′ Löwe | δ Leo | Jupiter | Liebe/Trennung; Mythos: Löwenmähne als Fruchtbarkeitssymbol. Psych.: Beziehungszyklen. | Romantik; Talisman: Taube für Harmonie. |
| 12 | Al-Sarfah / Cauda Leonis | 26°40′ Löwe–10° Zwillinge | β Leo (Denebola) | Mars | Gefangene; Mythos: Löwenschwanz als Peitsche. Psych.: Befreiung von Bindungen. | Haftfragen; gut für Vieh. |
| 13 | Al-Awwa / Ventrem Virginis | 10°–23°20′ Jungfrau | β Vir | Venus | Briefe; Mythos: Jungfrauenbauch als Ernte (agric.). Psych.: Kommunikationsbedürfnisse. | Korrespondenz; moderne: E-Mails. |
| 14 | Al-Simak / Spica | 23°20′ Jungfrau–6°40′ Waage | α Vir (Spica) | Merkur | Reichtum; Mythos: Ähren als Fülle (hellenist.). Psych.: Wohlstandsmentalität. | Weinhandel; Talisman: Jungfraufigur. |
| 15 | Al-Gafrah / Pate Scorpionis | 6°40’–20° Waage | ι Lib | Saturn | Häuserzerstörung; Mythos: Skorpionpfote als Gift. Psych.: Krisenmanagement. | Umzüge; vermeiden für Bau. |
| 16 | Al-Zubana / Chelae Scorpionis | 20° Waage–3°20′ Skorpion | β Lib | Jupiter | Ehen; Mythos: Schere als Balance (zoroastr.). Psych.: Partnerschaftsdynamik. | Vermählungen; Talisman: Waage. |
| 17 | Al-Iklil / Corona Borealis | 3°20’–16°40′ Skorpion | η CrB | Mars | Diebe; Mythos: Krone als Belohnung (myth.). Psych.: Verlustangst. | Sicherheitsfragen; moderne: Datenschutz. |
| 18 | Al-Qalb / Cor Scorpionis | 16°40’–30° Skorpion | α Sco (Antares) | Venus | Gift/Streit; Mythos: Skorpionherz als Passion. Psych.: Intensität. | Rache; Talisman: Skorpion für Transformation. |
| 19 | Al-Shaulah / Cauda Scorpionis | 0°–13°20′ Schütze | λ Sco | Merkur | Böses für Gutes; Mythos: Skorpionschwanz als Stachel. Psych.: Alchemie. | Medizin; vermeiden für Operationen. |
| 20 | Al-Na’am / Ala Sagittarii | 13°20’–26°40′ Schütze | ν Sgr | Saturn | Sklaven; Mythos: Bogenschützenflanke. Psych.: Dienstleistungen. | Haustierpflege; gut für Vieh. |
| 21 | Al-Baldah / Pleure Sagittarii | 26°40′ Schütze–10° Steinbock | μ Sgr | Jupiter | Mächtige; Mythos: Bogenschützennetz. Psych.: Einflussnahme. | Führungsrollen; Talisman: Kleiner Held. |
| 22 | Sa’d al-Dhabih / Fortuna Hircorum | 10°–23°20′ Steinbock | δ Cap | Mars | Zerstörung; Mythos: Ziegenopfer (biblish). Psych.: Opferbereitschaft. | Städtefragen; malefisch. |
| 23 | Sa’d Bula / Fortuna Sublimium | 23°20′ Steinbock–6°40′ Wassermann | θ Cap | Sonne | Königinnen; Mythos: Erhabene Ziegen. Psych.: Weibliche Macht. | Frauenfragen; moderne: Leadership-Coaching. |
| 24 | Sa’d al-Su’ud / Fortuna Fortunarum | 6°40’–20° Wassermann | β Aqr (Sadalsuud) | Venus | Reisen/Glück; Mythos: Glücksfluss. Psych.: Expansion. | Große Voyagen; hochbenefisch. |
| 25 | Sa’d al-Akhbiyah / Fortuna Tabernaculorum | 20° Wassermann–3°20′ Fische | γ Aqr (Sadachbia) | Merkur | Zelte/Zerstörung; Mythos: Nomadenzelte. Psych.: Mobilität. | Reisen; Talisman: Apfel für Fruchtbarkeit. |
| 26 | Al-Fargh al-Muqaddam / Prima Cauda Ceti | 3°20’–16°40′ Fische | μ Psc | Mond | Liebe; Mythos: Walsprung als Flucht. Psych.: Romantik. | Umarmungen; moderne: Dates. |
| 27 | Al-Fargh al-Thani / Secunda Cauda Ceti | 16°40’–30° Fische | β Psc (Fum al Samakah) | Saturn | Regen; Mythos: Zweiter Sprung als Erneuerung. Psych.: Reinigung. | Wasserfragen; gut für Fruchtbarkeit. |
| 28 | Batn al-Hut / Ventrem Piscis | 0°–13°20′ Widder | ζ Psc (Revati) | Jupiter | Fleisch/Markt; Mythos: Fischbauch als Universum. Psych.: Abschluss. | Handel; Zyklusende für Neustart. |
Hofmans Innovationen liegen in der psychologischen Vertiefung (z. B. emotionale Archetypen) und der Anpassung an westliche Software (z. B. Solar Fire für siderale Berechnungen). Er warnt vor Übervereinfachung und empfiehlt Kombination mit Aspekten für nuancierte Deutungen.
Kontext und Einfluss
Hofmans Arbeit passt in die „Project Hindsight“-Bewegung (Wiederbelebung antiker Texte) und den Trend der traditionellen Astrologie seit den 2000ern. Beeinflusst von Frawley, ergänzt er Warnocks magische Praxis um medizinische Anwendungen (z. B. Mansions für Heilkräuter). In Deutschland und den Niederlanden ist sein Buch ein Bestseller unter Esoterik-Liebhabern, mit Workshops zu „Lunarer Magie“. Es fördert eine ganzheitliche Sicht: Die Mansions als „innere Kalender“ für emotionale Resilienz in unsicheren Zeiten.
Durch Hofman wird das System der Mondhäuser nicht nur archiviert, sondern lebendig – eine Brücke von Babylon zu Berlin, die Astrologie als Werkzeug für Selbstheilung etabliert. Für Praktiker: Sein Buch enthält Ephemeriden bis 2050 und Übungen zur eigenen Mansion-Berechnung
