Der Astrologe Alan Oken

Alan Oken on The Spiritual Heart of Astrology – https://www.youtube.com/watch?v=Jh2KLrVr88k&t=8s

The Life and Work of Astrologer Alan Oken – https://www.youtube.com/watch?v=9uEPviUfSTk

In Memory of Alan Oken (1944–2022) – https://www.youtube.com/watch?v=Zy6nryr7cO0&t=19s

Alan C. Oken wurde am 28. März 1944 in der Bronx, New York, geboren. Astro.com+2Astro.com+2 Er besaß einen Master-Abschluss in Romanischen Sprachen und Linguistik von der New York University, was seine außerordentliche Sprachbegabung unterstreicht. Er unterrichtete unter anderem Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch und beherrschte darüber hinaus Deutsch und Indonesisch sowie Grundkenntnisse in skandinavischen Sprachen. Ab 1967 beschäftigte er sich intensiv mit Astrologie und Metaphysik. Sein Wirken war international – er reiste viel, hielt Vorträge in vielen Ländern und war in astrologischen Kongressen aktiv.

Er war zudem pädagogisch aktiv: Er gründete eine „Weisheitsschule“ und ein Institut zur Bewusstseinsforschung. Sein spirituelles und philosophisches Fundament war stark von der Theosophie geprägt, insbesondere von den Lehren des „Tibeters“ Djwhal Khul, wie sie durch Alice Bailey überliefert wurden. Seine Weltanschauung war pantheistisch: Für ihn war alles göttlich, alles Teil eines einen größeren Ganzen.

In seinen letzten Jahren lebte Oken auf Bali. astrologenverband.de+1 Er ist am 5. März 2022 gestorben. Laut dem Deutschen Astrologenverband sei sein Tod mit großer Hingabe und in Verbindung mit dem Kosmos erfolgt.

Astrologische Ausrichtung und Philosophie
Oken vertrat eine „seelenbezogene“ oder esoterische Astrologie. Für ihn war das Horoskop nicht nur eine Landkarte für Persönlichkeit oder Schicksal, sondern ein Instrument zur Bewusstseinsentwicklung. Die Bewegung der Gestirne sah er als eine Art göttliches Uhrwerk, dessen Synchronizität mit dem Leben auf der Erde tiefere spirituelle Bedeutung hat. Astro.com Er nutzte Astrologie, um Intuition zu fördern, energetische Qualitäten zu erkennen und den Weg der Seele zu unterstützen.

Ein weiterer Aspekt seines Werkes war, dass er in astrologischen Deutungen Sexualitätsthemen enttabuisierte: Er erkannte in Horoskopen Veranlagungen zu Bisexualität oder Transgeschlechtlichkeit als legitim und göttlich ausgedrückt.

Bedeutende Werke
Oken war sehr produktiv: Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, Artikel und hielt Vorträge rund um die Welt. Astro.com+1 Zu seinen bekanntesten Büchern gehören:

  • Alan Oken’s Complete Astrology — eine Zusammenstellung mehrerer seiner früheren Werke, oft als Klassiker moderner Esoterik-Astrologie bezeichnet. PenguinRandomhouse.com+1
  • Astrologie der Seele (deutsche Ausgabe) – dieses Buch legt seinen tiefen esoterischen Zugang dar. Edis Online
  • Der Mensch, Spiegelbild des Kosmos: Astrologie und Selbsterkenntnis – hier verbindet er astrologische Themen mit persönlicher und spiritueller Entwicklung.

Darüber hinaus war er als Lehrer tätig, übersetzte Texte und leitete Ausbildungen in Bewusstseinsforschung (z. B. in Portugal). PenguinRandomhouse.com

Einfluss und Vermächtnis
Sein Einfluss auf die astrologische Gemeinschaft war groß: Er war Vorreiter, insbesondere im Bereich spiritueller bzw. esoterischer Astrologie. Sein theologischer Hintergrund, kombiniert mit seiner hohen Sprachkompetenz und seiner Lehrtätigkeit, machte ihn zu einer wichtigen Figur, die Brücken baute zwischen traditionellen astrologischen Techniken und einer bewusstseinsorientierten, spirituellen Sicht.

Kritik und Einordnung
Man kann Okens Ansatz als typisch „New Age“ bezeichnen, aber das greift zu kurz: Sein Verständnis war tief verwurzelt in der Theosophie, gleichzeitig akademisch fundiert (durch seine Sprachwissenschaftsausbildung) und praxisorientiert. Einige mögen ihn kritisieren, weil esoterische Astrologie weniger „vorhersagend“ ist, sondern mehr auf Entwicklung abzielt – doch gerade das war seine Stärke. Seine Schriften richten sich nicht nur an Anfänger, sondern auch an ernsthafte Studierende, die Astrologie als Werkzeug zur Bewusstseinsarbeit nutzen wollen.

Zusammengefasst war Alan Oken kein oberflächlicher Horoskopmacher, sondern ein Denker, Lehrer und spiritueller Wegbereiter in der Astrologie.

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Alan Oken lässt sich in der Landschaft der modernen esoterischen Astrologie in mehrerlei Hinsicht einordnen, besonders im Vergleich zu anderen prägenden Figuren, die ähnliche oder kontrastierende Schwerpunkte setzten.

In vieler Hinsicht steht Oken in der Tradition der Theosophen – ähnlich wie Alice Bailey oder sogar früher Helena Blavatsky, deren kosmologische und spirituelle Synthesen er im astrologischen Kontext fortführte. Allerdings blieb Oken stets praktischer orientiert und bemühte sich darum, die „Seelenastrologie“ im Alltag umsetzbar zu machen. Während Bailey eher ein umfassendes metaphysisches Lehrgebäude schuf, das zum Teil schwer zugänglich ist, schaffte Oken den Brückenschlag zu einem konkreten astrologischen System, das in Kursen, Büchern und Beratungen einfache Anwendung fand.

Vergleicht man ihn mit Dane Rudhyar, dem einflussreichen „Vater“ der psychologischen und humanistischen Astrologie, so gibt es große Übereinstimmungen: beide sahen das Horoskop als Weg zur Selbstwerdung, fern jeder deterministischen Vorhersagemethodik. Aber während Rudhyar stärker philosophisch und tiefenpsychologisch dachte, war Oken deutlicher theosophisch geprägt und weniger an der modernen Psychologie orientiert.

Im Vergleich zu Liz Greene oder Stephen Arroyo, die die psychologische Astrologie in einem jungianischen Rahmen popularisierten, wirkt Oken zugleich traditioneller und mystizistischer. Greene arbeitete mit Archetypen und kollektiven psychologischen Strukturen, Arroyo mit energetischen Prinzipien. Oken dagegen verband planetare Prinzipien mit Hierarchien des Bewusstseins und sprach offen von Seelenentwicklung, Karma und göttlichen Gesetzen.

Aus der Sicht der praktischen Schule, zu der z. B. Robert Hand oder Demetra George gehören, nimmt Oken ebenfalls eine Sonderstellung ein: er verwendet klassische Konzepte wie Aspekte oder Häuser, löst sie aber in ihrer Bedeutung von der rein technischen Ebene und bettet sie in eine spirituelle Systematik ein. Für Hand und George stehen technische Genauigkeit und historische Quellen im Vordergrund, bei Oken ist es die metaphysische Dimension des Horoskops.

In der New-Age-Szene war Oken bedeutend, allerdings weniger durch oberflächliche Schilderungen, sondern durch eine strukturelle Vermittlung theosophischen Denkens, die nicht selten als „praktische Esoterik“ verstanden wurde. Er war damit eine Brücke zwischen ernsthafter hermetischer Tradition und popularisierter spiritueller Astrologie, ohne in reine Wellness-Symbolik abzugleiten.

Zusammenfassend kann man sagen: Oken nimmt in der modernen Astrologie den Platz eines systematischen Esoterikers ein, der weder rein technisch-klassisch noch rein psychologisch arbeitete, sondern Astrologie als spirituelles Handwerk verstand. Seine Rolle ist vergleichbar mit einem Vermittler zwischen astrologischer Tradition und esoterischer Metaphysik. In dieser Hinsicht steht er näher an Rudolf Steiner als an modernen psychologischen Astrologen, obwohl er diesen gegenüber offen blieb.