Das Große Lehrbuch der Klassischen Astrologie im Chironverlag – Tübingen und der Astronova Verlagsbuchhandlung – Tübingen

Rafael Gil Brand – Lehrbuch der klassischen Astrologie – Ein besonderes Augenmerk legt der Autor auf die in Vergessenheit geratenen Deutungselemente. – 424 Seiten – 978-3-925100-47-5 – https://chiron-verlag.de/lehrbuch-der-klassischen-astrologie.html

Bis etwa 1400 n. Chr. entwickelte sich die klassische Astrologie aus der babylonischen, hellenistischen und römischen Tradition und prägte die mittelalterliche astrologische Praxis in Europa und der arabischen Welt. Sie war eng mit Astronomie, Philosophie und Mythologie verknüpft und unterschied sich deutlich von der modernen psychologischen Astrologie.

Die Wurzeln der klassischen Astrologie liegen in Babylon, wo ab etwa 1800 v. Chr. systematische Himmelsbeobachtungen durchgeführt wurden. Die Babylonier legten die Grundlagen für die Deutung der Planeten, des Tierkreises und der Vorhersage zukünftiger Ereignisse, oft im königlichen oder politischen Kontext. In Alexandria entstand ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. die hellenistische Astrologie, die babylonisches Wissen mit griechischer Philosophie verband. Hier wurden Planeten, Häuser, Tierkreiszeichen und Aspekte erstmals systematisch und formalisiert dargestellt. Bedeutende Autoren dieser Zeit waren Dorotheus von Sidon und Claudius Ptolemäus, dessen Werk Tetrabiblos die astrologische Theorie umfassend zusammenfasste. Später übernahmen römische Gelehrte die hellenistischen Systeme und verbreiteten sie im gesamten Mittelmeerraum.

Die klassischen Planeten umfassten Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Jeder Planet war mit bestimmten Qualitäten ausgestattet, etwa Mars als kämpferisch und aktiv oder Venus als harmonisch und ästhetisch. Der Tierkreis bestand aus zwölf Zeichen, die jeweils einem der vier Elemente Feuer, Erde, Luft oder Wasser zugeordnet waren. Die Häuser symbolisierten Lebensbereiche, wobei besonders die vier Winkelhäuser – das erste, vierte, siebte und zehnte Haus – große Bedeutung hatten. Aspekte beschrieben die Winkelbeziehungen zwischen Planeten und gaben Auskunft über Spannungen und Harmonie. Jedes Zeichen hatte einen Herrscherplaneten, der seine Wirkung verstärkte.

Die wichtigsten Methoden der klassischen Astrologie waren das Radixhoroskop, in dem die Planetenstellung zum Zeitpunkt der Geburt interpretiert wurde, und die Prognose durch Transite oder Direktionen, bei denen Planetenbewegungen über das Geburtshoroskop berechnet wurden. Besondere Aufmerksamkeit galt dem Almuten, dem stärksten Planeten eines Hauses oder Themas. Auch die Mondknoten wurden bereits im Mittelalter als Schicksalspunkte gedeutet.

Die philosophische Grundlage beruhte auf einem geozentrischen Weltbild, in dem die Erde im Zentrum stand und Planeten in konzentrischen Sphären um sie kreisten. Die vier Elemente und drei Qualitäten (warm/kalt, feucht/trocken) bestimmten das Wesen von Planeten und Zeichen. Obwohl die Astrologie stark vorhersagend war, betonten Autoren wie Ptolemäus, dass die Kenntnis der Himmelskonstellationen den Menschen befähige, günstige Entscheidungen zu treffen.

Zu den bedeutendsten Autoren und Werken bis 1400 zählen Claudius Ptolemäus mit dem Tetrabiblos, Dorotheus von Sidon mit praktischen Horoskopdeutungen, Vettius Valens mit seiner Anthologie astrologischer Prognosetechniken und arabische Gelehrte wie Alchabitius, Albumasar und Abu Ma’shar, die hellenistische Texte kommentierten und bewahrten. Durch Übersetzungen arabischer Werke ins Lateinische gelangte dieses Wissen ab dem 12. und 13. Jahrhundert nach Europa, insbesondere nach Italien und Südfrankreich.

Die klassische Astrologie zeichnete sich durch strenge Symbolik, präzise Regeln und eine enge Verbindung von Astronomie, Mathematik und Metaphysik aus. Sie war stark auf Prognose und praktische Lebensdeutung ausgerichtet. Ab etwa 1400 n. Chr., mit dem Aufkommen des Humanismus und der Wiederentdeckung antiker Texte, verschob sich die Astrologie langsam hin zu Persönlichkeitsdeutung, wobei die klassischen Prognosetechniken weiterhin bis ins 17. Jahrhundert von zentraler Bedeutung blieben.

Bei Astronova

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Rezension

Das Lehrbuch der klassischen Astrologie von Rafael Gil Brand, erschienen im Chiron Verlag, ist ein umfassendes Werk, das sich intensiv mit der griechischen und mittelalterlichen Astrologie auseinandersetzt. Es richtet sich sowohl an Einsteiger als auch an erfahrene Praktiker, die ihr Wissen über traditionelle Techniken vertiefen möchten.

Das Buch bietet eine detaillierte Einführung in die Methoden und Arbeitsweisen der klassischen Astrologie, wie sie bis etwa 1400 n. Chr. in Europa und der arabischen Welt praktiziert wurden. Brand geht dabei über die heute gängigen Interpretationen hinaus und beleuchtet auch Deutungselemente, die in der modernen Astrologie oft übersehen werden. Er erklärt Techniken und Konzepte, die aus der damaligen Weltanschauung heraus verständlich waren und heute als Erweiterung traditioneller Deutungsmöglichkeiten dienen können.

Zu den behandelten Themen gehören die vier Elemente, Tag- und Nachtgeburten, siderischer und tropischer Tierkreis, die klassischen Planeten, Fixsterne und Mondhäuser, die zodiakalen Würden der Planeten, die Häuser, der Begriff des Hays, der Glückspunkt, Aspekte, Spiegelpunkte, Lospunkte, Disposition und Rezeption, Geburtszeitkorrektur, Hermeswaage und Animodar, Hyleg und Alcocochoden, die Lebenslänge, der Begriff des Almuten, die Transsaturnier und zahlreiche Deutungsbeispiele. Diese Themen werden nicht nur theoretisch erläutert, sondern auch praktisch aufbereitet, sodass sie nachvollziehbar und direkt anwendbar sind.

Das Buch richtet sich an Astrologiestudenten, Praktiker und Interessierte, die ein fundiertes Verständnis der klassischen Astrologie erwerben möchten. Es bietet eine solide Grundlage für die Anwendung traditioneller Techniken und ermöglicht eine vertiefte Auseinandersetzung mit den historischen Methoden der Astrologie.

Insgesamt ist das Lehrbuch der klassischen Astrologie ein wertvolles Nachschlagewerk für alle, die sich ernsthaft mit traditioneller Astrologie beschäftigen wollen. Es verbindet historische Tiefe mit praktischer Anwendbarkeit und trägt dazu bei, das Verständnis für die klassischen Techniken der Astrologie zu erweitern.